Die Geschichte der Buchhandlung Bender von 1775 bis 2010 | |||
1775 H.V. Benders Vater ist Kaufmann, sein Großvater Kurfürstlicher Chormeister. Daß Bildung und Wirtschaftsleben kein Gegensatzpaar sind, sondern sich gegenseitig bedingen, ist ihm bewußt. Als er mit der Buchhandlung vom kleinen Worms (4.000 Einwohner) nach Mannheim (20.000 Einwohner) umsiedeln will, muss er eine Bittschrift an seine Landesherren verfassen. Statt der damals notwendigen Erlaubnis zur Niederlassung in Mannheim erhält Bender zunächst das kurfürstliche Privilegium exclusivum zur Herausgabe der ersten Wormser Zeitung "Reichstadt Wormisch priviligirtes Intelligenzblatt" und zur Einrichtung einer Leihbibliothek. |
Am Markt zu Worms 1775 |
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Reichsstadt Wormisch privilegiertes Intelligenzblatt
Paradeplatz mit dem Geschäft C 1, 7 |
1776 - 1817 |
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1835 - 1845 |
Fruchtmarkt |
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O 4, 16 Kunststraße
Wilhelm Effelberger Friedel Effelberger |
1872 - 1917 Nach dem Tod von Friedrich Bender übernimmt seine Frau Anna Buchhandlung und Antiquariat in 0 3, 8. Die Firma "Franz Bender" wird in "A. Bender's Antiquariat und Buchhandlung" umgewandelt. Das Antiquariat wird unter der Assistenz des Prokuristen Ernst Albrecht weiter ausgebaut. 1885 übernimmt Albrecht nach Anna Benders Tod die Firma mit Aktiva und Pasiva, die er bis 1912 leiten wird. 1998 verlegt er das Geschäft in das Haus O 4,16. Am l. Januar 1913 übernimmt Wilhelm Effelberger aus Wiesbaden Buchhandlung und Antiquariat und begründet damit die zweite Inhaberfamilienfolge. Effelberger, damals 32 und schon ein erfahrener Buchhändler, hat Angebote für Buchhandlungen in Jena, Darmstadt, Heidelberg und Mannheim vorliegen. Er entscheidet sich für Mannheim, das mit dem in Folge der Reichsgründung einsetzenden Wirtschaftboom eine aufstrebende Industriestadt mit reicher Bautätigkeit (Städt. Krankenanstalten, Herschelbad) geworden ist. Das kulturelle Umfeld mit Kunsthalle und Nationaltheater erscheint ihm als erste Wahl. Seine Arbeit wird 1915 unterbrochen, als er in die Wehrmacht eingezogen wird. Seine Ehefrau Frieda und die Prokuristin Elisabeth Bähr führen bis zum Ende des Krieges die Geschäfte fort. Tochter Friederike ("Friedel") tritt 1917 in die Firma ein.
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1927 - 1946 In der relativen Blütezeit der Weimarer Republik zieht das Geschäft nach O 5, 14, um sich zu vergrößern. Es ist das größte Ladengeschäft in der Geschichte des Unternehmens, mit sechs großen Schaufenstern. In der Beziehung zum Kunden fallen wortwörtlich die Schranken. Einem neuen Trend folgend schafft man den üblichen Tresenverkauf ab und gibt Kunden die Möglichkeit, sich selbst im Laden zu orientieren und an den Regalen zu bedienen.
1930 Hans Effelberger beginnt im schwierigsten Jahr des Buchhandels während der Weltwirtschaftskrise seine Arbeit in der elterlichen Buchhandlung. Hans ist stadtbekannt als Ruderer, Skikäufer und Gebirgswanderer. Er wird 1945 bei Charkow (Russland) fallen.
1932 tritt Joseph Heeg, Ehemann von Friederike Effelberger, in die Firma ein.
1. März 1945 Der Zweite Weltkrieg kostet sechs Mitarbeitern und Familienangehörigen das Leben. Das Haus O 5,14 wird bei einem Luftangriff vollständig zerstört, nur ein Teil des wissenschaftlichen Antiquariats im Keller kann gerettet werden. Das gesamte Katalogmaterial, das bis zum Anfang des 17.Jahrhunderts zurückreicht, wird Opfer der Flammen oder gestohlen. Die Mannheimer Innenstadt ist zum größten Teil zerstört, nach Kriegsende liegen das öffentliche und wirtschaftliche Leben darnieder. Weil geeignete Räume und Ware fehlen, bleibt die Buchhandlung über ein Jahr geschlossen.
1. April 1946 In der Breiten Straße K 1, 6, neben dem provisorischen Nationaltheater in der Schauburg, wird die Buchhandlung Bender wiedereröffnet. Bücher bleiben bis zur Währungsreform 1948 eine knappe Ware und werden von Frederike Effelberger zum Teil in tagelangen Hamsterfahrten besorgt.
Erst jetzt vergeben die Besatzungsmächte die ersten Lizenzen für
Buchverlage; wer jetzt publiziert, hat sowohl inhaltlich wie herstellerisch
wenig Spielraum. Die kleinen Auflagen, die an die Buchhändler verteilt werden,
finden ein lesehungriges Publikum: Es gibt wenig Zerstreuung, die
nationalsozialistische Mono-Kultur hat ein geistiges Vakuum hinterlassen. |
O 5, 14
K 1, & 6 |
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O 4, 2 im Jahre 1955 |
1955 - 1975 Das Hauptgeschäft wird nach O 4, 2 verlegt, da die alten Räume zu klein geworden sind. K 1, 6 wird bis 1972 als Filiale weitergeführt.
1964 Hans-Peter Heeg und Ehefrau Inge treten in das Unternehmen ein. Beide haben in den späten 50ern in der Universitätsbuchhandlung Braun, Heidelberg, ihre Ausbildung erhalten. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit gilt der Buchkunstabteilung. Hans-Peter Heeg wird Geschäftsführer.
1975 Inge Heeg wird ebenfalls Geschäftsführerin der Buchhandlung. Die Planken werden Fußgängerzone. Dielebhafte Flaniermeile setzt neue Akzente für Mannheim als Einkaufsmetropole der Kurpfalz |
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1978 - 1987 Das viergeschossige neoklassizistische Gründerzeithaus 0 4, 2, in dem sich seit 1955 die Geschäftsräume von Bücher-Bender befinden, wird unter Denkmalschutz gestellt. Als eines der wenigen Bauwerke in der Innenstadt hatte es den letzten Krieg unzerstört überstanden. Das Hauptgeschäft wird nach O 4, 2 verlegt, da die alten Räume zu klein geworden sind. K 1, 6 wird bis 1972 als Filiale weitergeführt.
1984
1987 |
O 4, 2 im Jahre 1987
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Bücher Bender im Jahre 2000 |
1996 - 2001 Auf den Kapuzinerplanken findet der l. Mannheimer Büchersommer statt, auf dem sich der Buchhandel und Kulturinstitutionen der Stadt präsentieren.
1999
2001 Unter der Adresse „www.buecher-bender.de" wird eine „Filiale" im Internet eröffnet. Wer es wünscht, kann nun bequem von zu Hause und rund um die Uhr unter ca. einer Million deutscher und englischsprachiger Titel auswählen und bei Bender bestellen.
Oktober 2001 Im Mensagebäude der Universität Mannheim wird ein Uni-Laden für Semesterliteratur eröffnet. |
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